Ende Oktober bestand die Möglichkeit, an einer fachkundigen Führung durch die sehenswerte Sammlung historischer Vermessungsinstrumente (Geodätische Sammlung) der Justus-Liebig-Universität Gießen teilzunehmen.
Organisiert von der Bezirksgruppe Marburg-Gießen der Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement (DVW Hessen e.V.) führte Dr. Alissa Theiß, Sammlungskoordinatorin der JLU Gießen, die Teilnehmer durch diese eindrucksvolle Sammlung.
Dipl. Ing. Bernhard Heckmann gab vertiefende Erläuterungen zu einem Teil der Exponate, insbesondere den Instrumenten der hessischen Hersteller F.W. Breithaupt & Sohn (Kassel), Georg Siener (Darmstadt) und Hermann Schäffer (Darmstadt).
Die Astronomie und auch das Vermessungswesen blicken an der Gießener Universität auf eine lange Geschichte zurück: Das alte astronomische Observatorium (Sternwarte) befand sich auf dem 1607
erbauten Kollegiengebäude. Hier beobachtete Joachim Jungius bereits 1612/1613 Sonnenflecken mit einem Fernrohr. Zwischen 1810 und 1812 wurde diese Sternwarte im Rahmen der Triangulation des
Herzogtums Westfalen geodätisch eingemessen.
Die Gründung des Geodätischen Instituts erfolgte zwischen 1870 und 1880. Es bestand bis zu seiner Zerstörung durch Weltkriegsbomben Ende 1944. Trotz Verluste und Beschädigungen ist ein Großteil
der Instrumente des Geodätischen Instituts erhalten geblieben. Die Sammlung umfasst heute noch etwa 100 historische geodätische Instrumente, wie Theodolite, Nivelliere, Kippregeln, ein Heliotrop
sowie weitere Gerätschaften aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Eines der ältesten Exponate ist eine Feldbussole, die von Hektor Rößler angefertigt wurde. Rößler gilt als einer der Pioniere
des geodätischen Instrumentenbaus im Großherzogtum Hessen. Von 1804 bis 1806 war er „Universitäts-Mechanicus“ an der Gießener Universität.
Eine Besichtigung der Geodätischen Sammlung ist nach Absprache möglich.
Literaturhinweise:
In dem 2022 erschienenen Bildband „SACHVERSTAND – die Sammlungen der JLU“ nehmen Alissa Theiß und Michael Lierz (Hg.) die Leser auf 200 Seiten und über 140 Abbildungen mit auf eine Reise durch
die vielfältigen Sammlungen der Universität - auch die Geodätische Sammlung.
DWV Mitteilungen 2/23 Seite 58 ff. (pdf 6.5 MB)